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Elektrische Lokomotive E 44

Als im Januar 1911 zwischen Dessau und Bitterfeld erstmals bei deutschen Eisenbahnen der elektrische Zugbetrieb auf einer Vollbahn (im Gegensatz zu Klein- und Schmalspurbahnen) aufgenommen wurde, kamen Elektrolks zum Einsatz, bei denen in vielem die Dampflokomotive als Vorbild gedient hatte. Ein Elektromotor übertrug seine Kraft wie bei Dampfloks mittels Kuppelstangen auf die Treibräder. Um die Nachteile dieser Antriebsart - hohe Kosten in Herstellung, Wartung und Unterhaltung - zu vermeiden, wurde an der Entwicklung geeigneter Antriebe gearbeitet. Eine Lösung wurde mit dem Tatzlagerantrieb gefunden, bei dem sich die nun kleineren und leichteren Fahrmotoren einseitig auf die Lokomotivachsen abstützten. Im Sommer 1930 erblickte die erste Maschine einer Elektrolok-Baureihe das Licht der Welt.
Die neue Elektrolok besaß zwei Drehgestelle mit je zwei Achsen, die alle durch Tatzlagermotoren angetrieben wurden. Der kantige, für damalige Verhältnisse allerdings sehr modern wirkende, Lokomotivkasten besaß an beiden Enden kurze Vorbauten. Diese für die neue Baureihe (BR) E44 typischen Vorbauten nahmen die Luftverdichter sowie die Luftbehälter auf. Nach intensiven Erprobungen auf den Strecken Magdeburg - Bitterfeld - Leipzig fand die erste Maschine mit der Nummer E 44 001 ihre endgültige Heimat im bayerischen elektrischen Streckennetz. Einfach im Aufbau sowie vielseitig einsetzbar wurde sie bei den Eisenbahnern scherzhaft "Mädchen für alles" genannt. Mit immerhin noch 75 Stundenkilometern zogen die Loks 2 000 Tonnen schwere Güterzüge und mit 90 km/h Personenzüge von 700 Tonnen.
Die nach dem Krieg in der Sowjetischen Besatzungszone verbliebenen noch einsatzfähigen Loks kamen als Reparationsleistung in die Sowjetunion. Da sich die sowjetischen Eisenbahner jedoch nicht für das mitteleuropäische Stromsystem entschieden, kamen 44 Loks ab 1952 wieder zur Deutschen Reichsbahn zurück. Sie alle waren für den geplanten Wiederaufbau des elektrischen Streckennetzes in der DDR unentbehrlich und wurden deshalb in Dessau instand gesetzt. So kommt zum 70. Geburtstag der Baureihe E 44 noch ein zweites Jubiläum hinzu: Am 1. September 1955 wurde mit diesen Maschinen der Betrieb auf der ersten wiederelektrifizierten Strecke Halle - Köthen eröffnet.


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