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Erinnerungen an vergangene Dinge

Liebmann / Stadtilm

Carl Liebmann gründete seine Firma Carl Liebmann Metallwerke in der Thüringer Stadt Stadtilm irgendwann vor dem II. Weltkrieg. Der Kriegsausbruch unterbrach seine Pläne, einen elektrischen Triebwagen 'Fliegender Hamburger' in der Spur 0 zu produzieren, angetrieben durch seinen neuentwickelten kleinen 24V-Gleichstrom-Topfmotor. Stattdessen hatte er die Motoren für Scheibenwischer in Militärfahrzeugen und -flugzeugen zu liefern. 1945 begann Liebmann die Produktion des 1938 entworfenen Triebwagens "Der Fliegende Hamburger" Nr. 34, mit dem Aufdruck 'Hamburg-Berlin'. Der Korpus war aus Aluminium, dieses Material wurde für Lokomotiven, rollendes Material und sogar das 3-Schienen-Gleis gewählt. Die Züge waren denen der Deutschen Reichbahn (DR) nachgebildet. Weitere Erzeugnisse waren eine Kabinen-Lokomotive, genannt "Bulli-Lok", und eine einfache, aber gut proportionierte B-Güterzugdampflokomotive mit Tender. Alle Fahrzeuge waren aus 2mm-Aluminium-Blech gefertigt und hatten eine Email-Lackierung mit Abziehbild-Beschriftung, gefederten Puffern und einer Kompaktversion einer Hakenkupplung, die relativ kleine Abstände zwischen den Wagen ergab. Das Modellgleis mit großen Radien hatte niedrige Schienen und sieben oder neun Schwellen. Alle Lokomotive besaßen Topfmotoren und waren für ein 24V-3-Schienen Gleichstromsystem ausgelegt. Der Leistungshöhepunkt für Liebmann war das eindrucksvolle Modell der 2'C1'-Schnellzugdampflokomotive BR 01, irgendwann vor 1950 auf den Markt gebracht.

1949, kurz nach der Gründung der DDR, verfügte die Regierung die Gründung einer "DDR-Modellbahnindustrie". Erfolgreiche private Unternehmen wurden Ziel für Verstaatlichung. Als die Firma Liebmann 1951 verstaatlicht wurde, wurde sie "VEB Metallspielwarenfabrik Stadtilm Thüringen". Züge und Verpackungen wurden "Stadtilmer Bahnen" gemarkt.

Der mit großen Schritten staatlich vorangetriebenen Standardisierung trotzend, hielten Stadtilm und Zeuke an ihren inkompatiblen Kupplungen und 3-Schienen-Systemen fest. Wie auch immer, Veränderungen kamen. Aluminium wurde durch gestanzten Stahl ersetzt, und Plasteräder wurden an den 2'C1'- und B-Lokomotiven verwendet, wahrscheinlich in dem Bemühen, Materialengpässe zu überwinden. Die neue 1'C1'-Tenderlokomotive BR 64 war nur mit Plasterädern erhältlich. Gerade mit Plasterädern erschienen die Stadtilm-Lokomotiven immer besser als ihre Zeuke-Gegenstücke, mit mehr detaillierten Beschriftungen und Bemalungen und einer kompletten Heusinger-Steuerung, die Zeuke nie in Angriff nahm. Alle Zahnräder waren ordentlich zwischen den seitlichen Platinen verborgen. Als Phenolharzlaminat als Material für Zahnräder eingeführt wurde, resultierte das aus dem leiseren Betriebsgeräusch. Die höhere Qualität seiner Züge brachte Stadtilm den inoffiziellen Namen 'DDR - Märklin' ein.

Im folgenden ist eine Liste von Bahnen, die ich in den letzten zwei Jahren zum Verkauf angeboten im Internet gesehen habe, wobei angemerkt war, daß sie von Liebmann/Stadtilm sind:

  • Liebmann Triebwagen "Der Fliegende Hamburger" Nr. 34 in rot-creme (entwickelt 1938).
  • Liebmann Personenwagen-Doppeleinheit, jeder Wagen 32 cm lang, um 1950.
  • Liebmann Kabinen-Lokomotive "E-Lok Nr. 38", bekannt als "Bulli-Lok", eines der frühesten Modelle, 20 cm lang.
  • Liebmann B-Güterzuglokomotive mit Tender.
  • BR 01 (DR Baureihe 01) 2'C1'. Liebmann produzierte zwei Versionen, die erste eine kurze, 45 cm lang, aus Aluminium mit breiten Windleitblechen (Katalog-Nr. 40), und danach eine 51 cm lange Tinplate mit schmalen Windleitblechen (Katalog-Nr. 108-556). Die spätere Stadtilm-Version kam mit braunen Plasterädern.
  • Stadtilm BR 64 1'C1'-Tenderlokomotive (Plasteräder).
  • Liebmann 'Gelenkzug' (zwei Personenwagen).
  • 'Doppelstockzug' - Doppelstock-Personenwagen-Einheit mit zwei oder drei Wagen (69 oder 98 cm lang), den DR-Pendelzügen nachgebildet.
  • Eine Vielzahl zwei- und vierachsiger Personen-, Gepäck-, Post- und Güterwagen.
  • Ein ziemlich prächtiger sechsachsiger Kranwagen.

1955 vekaufte Stadtilm seine Spur 0-Produktion an Zeuke & Wegwerth, wo ein Teil des Spur 0-Sortiments weiter produziert wurde, was es später für den Sammler erschwerte, zwischen Zeuke und Stadtilm zu unterscheiden, ohne den Originalkarton oder einen Katalog zur Hand zu haben. Sehr wenige der früheren Stadtilm-Dampflokomotiven wurden mit Original Zeuke-Laufwerken bestückt - das sind jetzt rare Kuriositäten für den Sammler.

Zwischen 1956 und 1964 setzte der VEB Stadtilm die Produktion mit einem breiten Sortiment von Spur S-2-Schienen-Gleichstrom-Bahnen fort, charakterisiert durch Bakelit-Lokomotiven und Tinplate-Wagen. Viele Personen- und Güterwagen waren eigentlich exakte Spur S-Versionen der früheren Spur 0-Artikel. Auf diese Weise erschien der "Doppelstockzug'" wieder in der Spur S.

Es ist nicht bekannt, welche Rolle, wenn überhaupt, die Firma VEB Metallspielwaren Weimar im Spur S-Feld gespielt hat Nachdem Stadtilm die Spur S-Produktion 1964 eingestellt hatte, hat diese Firma weiterhin Spur S-Spielzeugbahnen mit Uhrwerk in Blech-Plast-Mischbauweise gefertigt, welche noch die ganze Zeit über bis in die 1980er erhältlich waren. Eine der frühesten Zusammenstellungen war eine Doppelstock-Einheit mit Dampflokomotive.


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